„Was wir hier bisher vermisst haben, war Hundegebell“, freute sich Bissendorfs Bürgermeister Guido Halfter über die muntere Meute, die sich seit dem 19. Juli in den sieben Hundezimmern mit Auslauf und drei großen Hundeausläufen mit beheizbaren Pavillons auf dem Tierschutzhof in Krevinghausen tummelt. Die Stiftung Netzwerk für Tiere (NFT) als Trägerin des Tierschutzhofes begrüßte am Dienstag nach dem Katzenschutzbund Osnabrück, der seit 2010 dort Räume bezogen hat, den Bund gegen Missbrauch der Tiere (BMT) als zweiten Pächter.
Zur Vorstellung des neuen, bundesweit aktiven Mieters sowie der frisch bezogenen Hunderäume hieß Stiftungspressesprecherin Klaudia Maleska neben dem Verwaltungschef auch die Ratsmitglieder Volker Buch (CDU), Uwe Bullerdiek (CNI) und Helmut Ellermann (SPD) sowie Reinhard Nüße vom Ordnungsamt, Presse, Radio und lokales Fernsehen willkommen.
„Der BMT war ein Wunschkandidat für uns“, betonte Sabine Laarmann, seit März Vorsitzende der Stiftung: „Für uns ist wichtig, dass wir hier einen dauerhaften Pächter haben, der auch über die Region hinaus bekannt ist.“ Sinn und Zweck der Stiftung sei es, dafür zu sorgen, dass die Tierschutzvereine langfristig gute Bedingungen für ihre Arbeit vorfinden, denn die könnten sich aufgrund ihrer finanziellen Situation meist nur eher alte, oft baufällige Unterkünfte leisten. „Die mühselig eingeworbenen Spendengelder müssen dann oft genug für Reparaturen statt für die Tiere ausgegeben werden“, so Laarmann. „Uns ist es ein Anliegen, denjenigen, die sich meist ehrenamtlich fürs Tierwohl engagieren, zumindest ein adäquates Umfeld zu bieten und für die Tiergesundheit unerlässliche Hygienestandards zu sichern.“
Karsten Plücker, 1. Vorsitzender des BMT, erklärte, dass sein 15000 Mitglieder und rund 40000 Förderer zählender Verein, der bereits zehn Tierheime in Deutschland sowie je zwei in Ungarn und Rumänien betreibt, sofort begeistert gewesen sei von den optimalen Bedingungen. Seit 1. Juni ist der BMT Pächter; derzeit hat er 45 Hunde, die meisten davon aus Rumänien, in Krevinghausen untergebracht; 60 wären das Maximum. Drei schwer vermittelbare Langzeitinsassen des BMT-Tierheims in Kassel , darunter ein Hund, der vom Vorbesitzer misshandelt wurde und seit acht Jahren vergeblich ein neues Zuhause sucht, könnten zur Freude der Tierschützer jetzt in den Pavillons mit großem Auslauf in Ruhe ihre letzten Jahre verbringen.
Im Gespräch und beim Rundgang durch die Räume hob er auch die relativ zentrale Lage hervor und kündigte an, dass künftig auch Beiratssitzungen und Veranstaltungen des BMT in Bissendorf stattfinden sollen.
Die Stiftungsvorsitzende erläuterte, dass der im Bau befindliche neue Gebäudetrakt weitere Katzen und vor allem die hier noch fehlende Katzenquarantäne beherbergen solle, aber auch noch weitere Mieter aus dem Umwelt- und Tierschutzbereich mit ins Boot geholt werden sollten: „Ideen gibt es viele!“
„Ich hoffe, der ist nicht mit Dracula verwandt“, scherzte Bürgermeister Halfter, als er beim Knuddeln mit Hundewelpen aus Rumänien von einem kleinen Racker in den Finger gezwickt wurde. Er merkte auch an, dass er von vielen Bürgern den Einwand höre, der Tierschutzhof wirke eher wie eine komfortable Ferienanlage. „Aber wenn man hinter die Kulissen guckt, muss man sagen, dass die Tiere hier ja nicht nur ein paar Tage aufbewahrt werden und auch eine würdige Unterkunft verdienen.“ Luftige, leicht sauber zu haltende und auch optisch ansprechende Räume seien auch eine Wertschätzung der Mitarbeiter, die bis auf die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter Judit Geszti (Hunde-Tierheimleiterin) und Manuela Müller (Tierpflegerin) sowie den Teilzeit-Hundepfleger und Hausmeister Sabi Antal alle ehrenamtlich tätig sind. Die Tiere müssen schließlich sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr versorgt werden.
Der Hundebereich ist mittwochs bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Telefonische Sprechzeiten des BMT sind montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr. Mit dem hohen Standard, so betonten Laarmann und Maleska, wolle die Stiftung Maßstäbe für den Tierschutz setzen: „Wir hätten nichts dagegen, als Vorzeigeanlage und Musterhof für interessierte Nachahmer zu fungieren.“